Donnerstag, 10. Juli 2025
Pilger der Hoffnung
Speyerer Priester durchschreiten gemeinsam die Heiligen Pforten der Ewigen Stadt. Im Gebet hatten sie ihre Pfarreien, ihr Heimatbistum, ihre je eigenen Gebietsanliegen und einen verstorbenen Mitbruder dabei.
Zwölf Priestern aus der Diözese Speyer machte sich in privater Initiative als Pilger der Hoffnung auf den Weg nach Rom, um dort gemeinsam mit anderen Mitbrüdern aus aller Welt das „Jubiläum der Priester“ (25.-27. Juni) im Rahmen des Heiligen Jahres 2025 zu feiern. Die pfälzischen und saarpfälzischen Pfarrer trafen im Laufe des Montags, 23. Juni, in Rom ein. Die Gruppe hatte ihre Unterkunft in der Casa Maria Immacolata (Via Enzio), ca. 15 Gehminuten vom Vatikan entfernt. Der gemeinsame Start in die Jubiläumswoche fand in der Hauskapelle statt: das gesungene Abendlob und die Hl. Messe.
Am nächsten Tag ging es nach dem Frühstück los mit dem Besuch der Lateranbasilika. Die Baustellen und -zäune, die die Pilger noch bei der letztjährigen Messdienerwallfahrt einschränkten, waren gewichen. Rom erstrahlte angesichts des Heiligen Jahres im Glanz. Unzählige Pilgergruppen waren unterwegs und strömten bei 35°C durch die Straßen den verschiedenen Basiliken entgegen. Die Hektik der Großstadt, die italienische Gelassenheit, Bedeutungsschwere und Bedeutungsverlust der antiken Ruinen, Ruhe und Betrieb in den Kirchen, ein Hauch von Ewigkeit und eine Ahnung davon, was der orbis catholicus ist – das war die Atmosphäre dieser Tage. Leider fiel mehrfach auf, dass deutschsprachige Pilgergruppen und Priester kaum vertreten waren. Zur Mittagszeit stand der Besuch der Basilika Santa Maria Maggiore auf dem Programm. Eine lange Schlange von Gläubigen und Schaulustigen war am Grab des verstorbenen Papstes Franziskus zu finden. In einer der Kapellen wurde schließlich gemeinsam die Hl. Messe gefeiert.
Ab Mittwoch, 25. Juni, bot der Vatikan ein offizielles Programm an. Am Abend wurden, aufgeteilt in verschiedene Sprachgruppen, um 18 Uhr Katechesen für die Priester angeboten. Mangels eines deutschsprachigen Programms schlossen sich die Speyerer dem englischen Vortrag von Kurienkardinal Arthur Roche in der Kirche San Giovanni dei Fiorentini an. Der Vormittag war ausgefüllt durch den Besuch St. Pauls vor den Mauern. In der dortigen Taufkapelle feierte die Priestergruppe ein Requiem für den 2017 geweihten und bereits 2024 verstorbenen Priester Dominik Schindler. So war auch er, der bereits seine irdische Pilgerreise beendet hatte, noch ein Teil der Speyerer Pilgergruppe.
Das Programm des Donnerstags, 26. Juni, war sehr dicht: Um 9:30 Uhr wurde die Hl. Messe im Petersdom mit Kurienkardinal Lazzaro You, Präfekt des Dikasteriums für den Klerus, gefeiert. Kurzfristig ergab sich zu Beginn der Reise die Möglichkeit, an einem internationalen Treffen mit Papst Leo XIV. am Nachmittag dieses Tages teilzunehmen. Die Begegnung stand unter dem Titel „Sacerdoti felici - Joyful Priests“ und wurde im Auditorium Conciliazione veranstaltet. Ca. 1.700 Priester aus aller Welt lernten anhand verschiedener Vorträge und Kurzfilme aus der Weltkirche, welchen hohen Stellenwert dort die Berufungspastoral hat und mit welchem organisatorischen und finanziellen Aufwand der Thematik nachgegangen wird. Höhepunkt war der Vortrag des Papstes, der trotz seiner einstündigen Verspätung mit großer Freude von den Teilnehmern empfangen wurde. Jubel und viel Applaus, unterbrochen durch Rufe wie „Pape Leone“ und „Viva il Papa“, waren Ausdruck eines begeisterten Klerus. Nach dem Treffen lief die Speyerer Gruppe zügig zurück zum Petersdom, wo um 19 Uhr die Gebetsvigil für das Herz-Jesu-Fest angesetzt war.
Höhepunkt und Abschluss des Jubiläums war die Hl. Messe mit dem Papst am Freitagvormittag, 27. Juni. Es war das Herz-Jesu-Fest. 6.000 Priester aus allen Ländern, gekleidet in einheitlichen Gewändern, feierten gemeinsam mit Leo XIV. den Gottesdienst. Der Papst weihte an diesem Morgen auch 31 Mitbrüder zu Priestern. Die Botschaft seiner Predigt: „Liebt Gott und die Brüder und Schwestern, seid großzügig, seid eifrig in der Feier der Sakramente, im Gebet, insbesondere in der Anbetung, und in der Ausübung eures Amtes; seid eurer Herde nahe, schenkt eure Zeit und eure Kräfte allen, ohne euch zu schonen, ohne Unterschiede zu machen, wie es uns die durchbohrte Seite des Gekreuzigten und das Beispiel der Heiligen lehren. Denkt in diesem Zusammenhang auch daran, dass die Kirche in ihrer jahrtausendealten Geschichte wunderbare Gestalten priesterlicher Heiligkeit hervorgebracht hat und auch heute noch herbvorbringt: Von den ersten Gemeinden an gab es unter ihren Priestern Märtyrer, unermüdliche Apostel, Missionare und Vorbilder der Liebe.“
Der Freitagnachmittag bzw. der Samstagvormittag standen unter dem Zeichen des Abschieds aus Rom und dem Rückflug nach Deutschland. Die Pilgergruppe verließ die Ewige Stadt gestärkt in ihrer priesterlichen Berufung.
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Pfarrer lic. theol. Christoph Herr
Kath. Pfarrei Hl. Johannes XXIII., Lambrecht